Die inneren Antreiber setzen einen unter Druck – und erzeugen Angst, weil man ihrem Anspruch nicht gerecht werden kann. Das Konzept von König und Ministern kann dir helfen, mit deinen inneren Antreibern geschickt umzugehen: Nutze ihre Kraft – lass dich nicht von ihnen beherrschen. Und vor allem: Lass dir durch die inneren Antreiber keine Angst einjagen. Wie das geht? Dazu lies den unteren Vortragsmitschnitt von Sukadev. Sei dir bewusst: Das ist eine unbearbeitete Niederschrift eines Live Vortrags – so ist es sehr lebendig, aber nicht immer gemäß deutscher Rechtschreibung und Grammatik…
Ich habe vorher gesagt, es gibt viele Gründe, weshalb wir Ängste haben, unter anderem, weil wir uns selbst unter Druck setzen. Es gibt die so genannten inneren Antreiber, die wir haben. Ich glaube, die meisten von euch werden von dem schon gehört haben. Der eine sagt: „Du musst vollkommen sein.“ Der nächste sagt: „Alle müssen dich mögen.“ Der nächste sagt: „Du musst schnell sein.“ Und der nächste sagt: „Du musst stark sein.“ Ist gut, dass wir die haben? Ja, es ist gut. Angenommen, man hätte jetzt keinen von denen, dann wäre man ausgesprochen träge und würde kaum etwas zustande bringen und irgendwo andere müssen dann die Aufgaben übernehmen. Dann muss vielleicht der Partner einem sagen: „Du kannst dich nicht so hängen lassen.“ Oder der Staat probiert „Fördern durch Fordern“ oder so ähnlich. Ob das immer gelungen ist, ist eine andere Sache, aber so vom Prinzip her. So ist es auch nicht gut, wenn Menschen sich hängen lassen, sondern es ist gut, auch einen inneren Antreiber zu haben. Ein innerer Antreiber – wir können einen Minister für Geschwindigkeit haben, einen Minister für Effizienz, man könnte einen Minister haben für Beliebtheit, der will, dass wir beliebt sind, man könnte einen Minister haben für – das Kabinett wird langsam immer größer. Das ist durchaus eine Hilfe. Ihr könnt so überlegen bei euch selbst: „Wen habe ich in mir?“ Und es hilft insbesondere, wenn ihr irgendwo etwas in euch nicht mögt. Dann ist erst mal gut, zu gucken, welches wohlmeinende Prinzip ist dahinter? Und dann kann man gucken: Und wie könnte man dessen eigentliches Aufgabengebiet beschreiben? Und dann kann man ihn respektieren und anerkennen und Achtung schenken. Anstatt zu sagen: „Was bin ich doch für ein schrecklicher Typ, dass ich da wieder Ängste habe. Was bin ich doch schrecklich, dass es mir wieder nicht gelungen ist, um 05:30 Uhr aufzustehen und meine Asanas und Pranayama zu machen und meinen Joggen und mir gemütlich Frühstück selbst zu machen. Jetzt bin ich wieder um 07:00 Uhr aufgestanden und habe einfach irgendwas in den Mund geschoben, was halt doch irgendwo schon fertig war.“ Es nutzt nichts, sich zu schimpfen, denn wenn man sich dann schimpft, was passiert dann? Man ist frustriert, dann meldet sich der Minister für Wohlbefinden und der sagt: „Stopp! Die schnellste Weise, dass du dich besser fühlst, ist Zucker-Fettgemisch.“ Der will, dass wir uns gut fühlen und Zucker-Fettgemische sind die schnellste Weise. Die nennen sich dann je nachdem Schokolade oder anders, aber man könnte sich auch gesündere Zucker-Fettgemische einfallen lassen, auch als Schnellmöglichkeit, sich vorübergehend gut fühlen zu können. Oder man lernt, anders damit umzugehen. Man bringt den armen Minister für Gemütlichkeit nicht so sehr in Bedrängnis, dass er denkt: „Dem geht es so schlecht, ich muss ganz schnell etwas machen, dass es dem gut geht.“ Gut, die Hirnphysiologie würde dann sagen, was dort ausgeschüttet wird, aber psychologisch können wir einiges sagen. Aber in jedem Fall, es ist eine andere Sache, das anzuerkennen und zu sagen, es ist gut, dass er da ist und „ich danke dir, dass du da bist“ und dann könnte man als nächstes überlegen: „Ok, du hast das gesagt.“ Dann kann man sagen: „Wir machen kurz eine Ministerkonferenz. Wer meldet sich da noch?“ Und dann gibt es den Gesundheitsminister und der sagt: „Zucker-Fettgemische sind auf die Dauer nicht gut. Das müssen wir ändern.“ Und dann gibt es vielleicht noch den Popularitätsminister und der sagt: „Zu dick sein, ist heute nicht mehr in.“ Dann gibt es den Leistungsminister oder so ähnlich und der sagt: „Ich stehe im Wettbewerb mit meiner Kollegin, wer man schnellsten abnimmt usw.“ Und so kann man eine richtige Konferenz dort einberufen. Dann gibt es auch noch den Nörgler und da kann man auch überlegen: „Was will der eigentlich?“ Und dann kann man sagen: „Du bist nie gut genug.“ Man könnte auch sagen, der Minister für Vollkommenheit. So können wir ihn nennen. Und wir können ihm auch sagen: „Eigentlich willst du, dass ich die Selbstverwirklichung erreiche.“ Der Minister für Vollkommenheit ist nicht zufrieden, bis Nirvikalpa Samadhi, das ist die Erleuchtung. Und es ist gut, dass es den gibt, denn der wird uns nie zufrieden sein lassen mit irgendetwas. Aber der ist nicht nur zuständig für die Erleuchtung, sondern der ist auch zuständig dafür, dass wir nie ganz zufrieden sind mit dem, was wir machen. Und obgleich Yoga ja eigentlich Entspannung ist und obgleich Krishna ständig sagt: „Hänge nicht an den Ergebnissen, sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg und hänge nicht an den Früchten, hänge nicht an der Handlung und sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg.“ Was erlebt man unter Yogaübenden doch? Was erlebt ihr unter euch? Irgendwo ist man doch nicht zufrieden in Erfolg und Misserfolg und man beschimpft sich zum Teil. Und ich habe da auch so eine Theorie. Vermutlich ist das einfach ein kulturelles Phänomen und in anderen Kulturen ist das auch nicht so stark. Wir haben hier schon bestimmte Minister mit besonders viel Kraft ausdrücken lassen, aber ich glaube es auch, Yogaübende wollen zur Vollkommenheit hingehen und dieser Drang, diese Erleuchtung zu erlangen, manifestiert sich dann im Materiellen, indem sie mit nichts Äußerem auch zufrieden sind. Und dann kann man eben den Minister auch anerkennen und sagen: „Du bist der Minister für Vollkommenheit und es ist gut, dass du da bist.“ Man kann sagen: „Aber weißt du, gut dass ich dich höre, aber in dem Fall, finden wir einen Kompromiss zwischen Gemütlichkeit und Vollkommenheit.“
Das war also der siebte Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links: