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Ab heute beginnt eine Reihe von Beiträgen zum Thema Angst und ihre Überwindung. Eigentlich müsste man sagen: Eine Vortragsreihe zum Thema: Umgang mit Angst und Ängsten. Diese Reihe sind unbearbeitete Mitschnitte aus einem Workshop, den Sukadev Bretz gegeben hat die der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Dieser Workshop hatte das Thema: Überwindung von Ängsten. Wie oben gesagt: Diese Vortragsreihe ist unbearbeitet. Während des Workshops zum Thema Ängste wurde alles mit einem mp3 Aufnahmegerät mitgeschnitten. Anschließend hat jemand diese Aufnahme transkribiert, d.h. niedergeschrieben. Es wurden (fast) keine Bearbeitungen vorgenommen. So sind diese Vorträge sehr lebendig: Du bist fast im Workshop gegenwärtig. Und um das Ganze besonders inspirierend zu machen, erhältst du außerdem die dazugehörigen mp3 Dateien auch dazu… So kannst du mitlesen, und mithören. Also: Wenn du liest, stelle dir vor: Du bist in einem Yoga Zentrum. Ein kleiner Raum, etwa 60 Teilnehmer sitzen dort. Sukadev sitzt vorne auf einem Stuhl. Er schaut in die Menge – und dann geht es lost… Ach ja: Wer ist überhaupt Sukadev? Sukadev ist Gründer und Leiter von Yoga Vidya. Daher wird in dieser Vortrags-Reihe auch besonders von Yoga Tipps gegen Ängste die Rede sein…
Angst und Ängste überwinden, Teil 1: Kundalini Yoga
Om Namah Shivaya – auf Deutsch übersetzt „Grüß Gott“. Ich freue mich, hier zu sein, hier bei Yoga Vidya München-Unterhaching. Und ich freue mich, hier zu sein in diesem Centrum hier. Ich freue mich auch, dass es nach München ein bisschen weiter zieht, obgleich, so weit weg ist es ja gar nicht von hier. Es ist also der Teil von München, der hier relativ nah ist. Ich habe ja auch einige Jahre in München verbracht. Und irgendwo, als ich heute im Zug war und alle Leute haben dort bayerisch gesprochen, irgendwie war das so ein kleines Nachhause kommen, denn letztlich, mein Yogabeginn war eben in München gewesen. Und so ist es auch ein gewisses Nachhause kommen, immer wieder hier her in die Münchner Umgebung zu kommen. Das Thema dieses Workshops ist „Ängste überwinden“ mit Yoga. Und Ängste gehören so zu den zwei Erkrankungen, wenn man es so sagen kann, die immer weiter fortschreiten. Und Ängste gehören aber nicht nur zu dem Thema der Erkrankungen, sondern Ängste gehören zum Menschsein an sich. Aber zunächst mal, die psychischen Erkrankungen nehmen ja insgesamt stark zu in den letzten zwanzig Jahren. Inzwischen haben die Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen den Rückenproblemen den Rang abgelaufen. Rückenprobleme werden tatsächlich weniger, auch deshalb, weil sich die Empfehlungen der Ärzte dort geändert haben. Früher hieß Rückenprobleme, schonen, heute heißt Rückenprobleme, Bewegung, Tun, und inzwischen zum Tun kann natürlich auch Krafttraining gehören, kann Krankengymnastik gehören, aber es gibt etwas, was am besten ist gegen Rückenprobleme – Yoga. Yoga hat nämlich den großen Vorteil, nicht nur hat es sich in vielen empirischen Studien als besser erwiesen, überlegen erwiesen gegenüber Krafttraining und Physiotherapie. Yoga hat noch den großen Vorteil, es macht auch Spaß. Es gibt kaum jemanden, der Krankengymnastik längere Zeit macht. Ich weiß, wovon ich spreche, ich stamme aus einer Familie, die alle Rückenprobleme hatten, und der Teil, der kein Yoga übt, auch hat, eigentlich ausnahmslos. Und als Jugendlicher bin ich auch in die Krankengymnastik geschickt worden und so nett die waren und so sehr unsere Krankengymnastin probiert hat, uns zum Üben zu motivieren. Dagegen, kurz danach habe ich mit Yoga begonnen und innerhalb von kurzer Zeit sind meine Rückenprobleme verschwunden und ich hatte kein Motivationsproblem, Yoga zu üben, sondern es fühlt sich einfach gut an, man hat gleich Prana und Energie und es ist zusätzlich gut. Und natürlich, Rückenprobleme sind eine breite Sache, man muss auch Asanas manchmal anpassen und manchmal braucht man auch nochmal zusätzliche Hilfe. Yoga ist jetzt nicht der Stein der Weisen, einmal machen und sofort alle Probleme verschwinden. Menschsein ist komplex und wie wir hier sehr drastisch vor Augen geführt bekommen, das ist so, wie wir physisch enden. Ich war gestern in Augsburg in ein paar Kirchen gewesen und da gab es auch so einige Kirchen oder eine Kirche vor allem, wo dort das Skelett so dargestellt wurde. Ich weiß natürlich, es ist hier aus Lehrgründen, pädagogischen Gründen, das gehört zum Teil der Yogalehrerausbildung dazu, aber es hat auch was Schönes, direkt neben dem Altar das Skelett zu haben. So bekommen wir alle vor Augen geführt, auf der physischen Ebene endet das Leben irgendwann so. Aber daneben findet ihr alle möglichen anderen Symbole, die stehen dafür, auf einer anderen Ebene endet das Leben eben nicht. Gut, und so gibt es einiges, was die Medizin inzwischen weiß und im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, bzgl. Rückenprobleme, alles, was Yoga immer schon empfohlen hat, ist gut, Atemübungen sind gut, Körperübungen sind gut, Meditation ist gut, Tiefenentspannung ist gut, gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, ist gut. Und damit sind wir auch bei Ängsten. Heute weiß man, dass viele Rückenprobleme auch mit Ängsten zusammenhängen und auch hier gibt es vieles, was man heute weiß und es läuft eigentlich darauf hinaus, die Empfehlungen, die die Yogis seit Jahrtausenden gemacht haben, werden immer wieder neu und aktuell. Heutzutage sind eben die psychischen Erkrankungen mehr Gründe für Frühverrentungen und Fehltage als die Rückenprobleme, insbesondere die Langfristerkrankungen sind eben die psychischen Erkrankungen und das sind entweder die Depression oder Ängste. Depression führt zu längeren Fehlzeiten als Ängste, mit Ängsten kann man längere Zeit bleiben, bis vielleicht die Ängste in Burnout und Depression münden und dann auch zu Erkrankungen führen. Aber Ängste sind eben nicht nur Erkrankung, wie auch depressive Gemütszustände eben nicht nur Erkrankungen sind, sondern auch zum Menschsein dazugehören und letztlich auch wichtig sind für das Menschsein. Und es wird jetzt nicht in dem Workshop darum gehen, dass ihr ab morgen keine Ängste mehr habt. Es wird auch nicht darum gehen, dass ich euch Tipps gebe, so dass, wenn ihr die umsetzt, ihr in sechs Monaten nie mehr irgendwelche Ängste habt, sondern es geht mehr darum, zu lernen, umzugehen mit Ängsten und tatsächlich ein Übermaß an Ängsten überwinden zu können, und immer dann Ängste überwinden zu können, wenn es auch sinnvoll ist. Man kann sich fragen, warum heute in dieser Zeit die Ängste zunehmen, wo wir doch auf der einen Seite weniger existentielle Probleme haben wie früher. Also, wir brauchen keine Angst zu haben, dass jetzt marodierende Banden kommen und das ganze Dorf niederbrennen, was durchaus im Mittelalter was Normales war, was im Dreißigjährigen Krieg war. Wir brauchen keine Angst haben, dass jetzt Flugzeuge kommen und Bomben abwerfen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir nicht über den Winter kommen, dass wir nicht genügend Vorräte gesammelt haben und dass die Familie verhungert, wie es im alten Germanien war, mindestens ist es so eine Behauptung von Historikern, dass dort in jedem fünften bis zehnten Winter, wenn eine schlechte Ernte war, ist bis zu einem Viertel der Germanen hungers gestorben, bevor die nächste Ernte eingefahren werden konnte. Also, diese existentiellen Probleme haben wir nicht in dieser großen Bandbreite. Aber wir haben jetzt vielleicht weniger die ganz großen Probleme, aber wir haben viel mehr kleine Herausforderungen. Es fängt schon an, dass viele Menschen die Herausforderung haben: „Wo soll ich wohnen?“ Menschen ziehen um. Früher war klar, in dem Dorf, wo man geboren war, ist man auch geblieben und irgendwann gestorben. Das war für die ganz große Mehrheit so. Auch, früher hat man nichts zu sagen gehabt, wen man heiratet, da haben die Eltern schon dafür gesorgt. Gut, vielleicht haben die dann ein bisschen Stress gehabt, aber die haben es sich auch gar nicht so schwer gemacht, muss halt von der Schicht und Einkommen irgendwie passen. Heute gibt es dort sehr viel mehr. Die wenigsten sind in dem Ort, wo sie geboren sind. Die wenigsten haben den Beruf der Eltern. Die wenigsten machen den Beruf, den sie gelernt haben und wenn sie den Beruf gelernt haben, in dem sie jetzt arbeiten, machen sie selten das, was sie gelernt haben, inzwischen ist es ganz anders. Also, ständig Entscheidungen muss man treffen. Wir haben so viele Möglichkeiten, so viel Auswahl und das ist ja auch toll, das ist ja auch die Schönheit der heutigen Zeit. Und das ist jetzt auch auf spirituellem Gebiet so. Früher war es klar, wenn man sich spirituell entwickeln wollte hier in der Gegend, hieß, katholisch. Jetzt gibt es alle möglichen, auch schon von christlichen Kirchen. Dadurch, dass immer mehr einwandern gerade hier in dieser Gegend um München, gibt es eben nicht nur Katholiken, es gibt die Evangelischen, es gibt die Reformierten, es gibt Buddhisten und es gibt Yogis und es gibt Sufis und es gibt Schamanen und es gibt noch tausend andere. Ich war vor ein paar Monaten auf dem Rainbow Spirit Festival, wo sie für alles, was in München ist – vielleicht nicht alles, aber doch viel – vorgestellt hat. Und selbst wenn man Yoga übt, dann gibt es… Wie viele Yogacentren gibt es jetzt in der Münchner Gegend? Ein richtig gutes natürlich, aber… Also, wenn ihr euch es einfach machen wollt, kommt einfach zu Yoga Vidya, aber das werden euch die anderen auch sagen und die werden auch ihre guten Gründe haben. Wir haben also viele Möglichkeiten und wenn man viele Möglichkeiten hat, hat man auch immer die Angst, nicht das Richtige gewählt zu haben. „Hätte ich nicht doch eine bessere Wohnung haben können? Hätte ich doch die andere Arbeitsstelle nehmen sollen? Ist das wirklich das Beste aller Yogacentren?“ Das gibt es so diesen Stress in vielerlei Hinsicht. „Ist es das beste Smartphone, das ich habe? Oder das beste Fahrrad?“ Inzwischen fährt man ja einfach nicht nur Fahrrad, sondern auch Fahrradkauf ist ja inzwischen eine Wissenschaft für sich. Und die Kleidung für ein Fahrrad noch mehr. Übrigens auch die richtige Yogamatte zu suchen, ist auch schon schwierig. Als ich angefangen habe, war es einfach. Yogamatte hieß, Handtuch auf den Teppich, fertig. Und wenn es ein Boden war wie hier, dann hieß es: „Bringt Decke und Handtuch mit.“ Gut, heutzutage gibt es ein breites Angebot. Und das hilft auch, erst mal einfach zu erkennen, wir haben viele Möglichkeiten und damit haben wir viele Möglichkeiten zur Entscheidung.
Das war also der erste Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:
- Viele Tipps zum Thema: Yoga-Tipps für den Umgang mit Angst: Übungen, Seminare , Video Anleitungen
- Seminare zum Thema: Selbsterfahrung, Yoga Psychologie, Persönlichkeitsentwicklung
- Großes Yoga Psychologie Portal
- Psychologische Yogatherapie Ausbildung
- Yogalehrer Ausbildung